„Hab ich zu viel Soul für dich?

Dann sag es lieber gleich

Bin ich nicht die Frau für dich?

Eine die ihren Weg schon weiß

Baby, was hindert dich?

Komm lass den Schubladen-Scheiß

Meine Haut, meine Locken, meine Stimme

Zu viel Soul

No, no, no”

(Auszug aus  dem Lied „Zu viel Soul“ – TAYO)

Oft schon wurde mir die Frage gestellt, wie ich mit der Musik begonnen habe. So ganz genau kann ich sie nicht beantworten. Musik war immer da und immer habe ich sie immer geliebt.

Beeinflusst durch mein Elternhaus, war Musik immer ein Teil meines Lebens. Meinen Eltern ist es gelungen mich nicht nur in meiner Identität zu stärken, sondern mir auch wichtige Teile ihrer Kulturen wie Musik und Sprache mit auf den Weg zu geben.

Mein Vater, Hope Awosusi, war schon immer als Gitarrist aktiv. Funk, Soul, RnB, Jazz aber auch westafrikanische Musik waren die Musikstile die er mit seinen Bands spielte und auch heute noch spielt. So bin ich in einem Familienwohnzimmer mit Fender Amp, Djembé und diverser Musik aufgewachsen. Im Alter von circa neun Jahren stand ich das erste Mal mit meinem Vater und seiner Band „The Funky Breeze Band“ auf der Bühne. Später trat ich immer regelmäßiger mit der Band auf und wurde festes Bandmitglied. 

Tayo’s first approach to performing in a live concert 1987;-)) Cruise party with the “Funky Breeze Band” and Joe Wright of the “Magic Star“ 

Ich war damals vielleicht die einzige Schwarze Schülerin auf meiner Schule, und natürlich auch die einzige Sintezza, doch glücklicherweise wuchs ich obwohl in einer der baden-würrtembergischen mittelgroßen Stadt inmitten und mit einer Schwarzen Community auf. Enge Freunde der Familie und Musiker*innen aus der nigerianischen und weiteren afrikanischen Community, ebenso wie Menschen aus der afro-amerikanischen Community aus dem damaligen amerikanischen Militär waren Teil meines Umfelds. Dadurch hatte ich das Glück mit vielen Schwarzen Menschen als Bezugs- und Identifikationspersonen aufzuwachsen.

Doch auch in der Community der Sinti war dies für mich der Fall.

Meine Mutter, Anita Awosusi, eine Sintezza, war schon seit den frühen 1990er Jahren als Bürgerrechtlerin aktiv und setzt sich bis heute für die Rechte von Sinti und Roma ein.

So durfte ich schon als junges Mädchen einiges aus der frühen Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma in Deutschland erfahren.

Auch dies hat mich geprägt und mir recht früh viel an sogenanntem „Fachwissen“ gegeben, das ich heute gerne einsetze, um unseren Menschen aus der Community der Sinti und Roma zu stärken. 

Die Frage nach der Identität war für mich tatsächlich immer eine wundervolle. Etwas, dass ich immer sehr wertgeschätzt habe. Doch von außen sind mir, wie vielen anderen Schwestern und Brüdern aus beiden Communities, natürlich immer viele Fragen begegnet. Fragen nach der Herkunft, bei denen von Comedy bis zu latentem oder offenen Rassismus ziemlich alles dabei war.

Vielleicht auch ein bisschen durch diese Erfahrungen ist der Song: „Zu viel Soul“ entstanden. 

Seit dem ich in meiner Wahlheimat Berlin lebe bin ich Teil der IniRromnja. Die IniRromnja ist ein Zusammenschluss von Romnja* und Sintizzi*, die sich gegen den Rassismus gegen Sinti und Roma einsetzen. Wir sind aus der politischen-aktivistischen Arbeit, aber auch aus Freundschaftsbeziehungen zusammengekommen.

Aus der IniRromnja heraus ist vor 5 Jahren das feministische Romnja * Archiv: RomaniPhen entstanden. Die Idee war kein klassisches Archiv im Sinne einer alten Bibliothek, sondern ein Wissensarchiv aufzubauen. Viel Romani-Wissen ist oft nicht zugänglich. 

Das in der Gesellschaft vorhandene Wissen ist überwiegend rassistisch. Das vorhandene, wertvolle Wissen aus der Community soll mit dem RomaniPhen Archiv mit feministischer Perspektive sichtbar gemacht werden.

Darüberhinaus organisieren wir auch verschiedene Veranstaltungen. Mein Favorit ist der jährlich stattfindende Romnja* Power Month. Besonders gefällt mir daran, dass Romnja* und Sintizzi* mit ihren gesellschaftlichen, künstlerischen und wissenschaftlichen Beiträgen im Fokus stehen.

Ich denke, wenn ich selbst auf der Bühne stehe ist das allein schon ein Statement.

Als Afro-Sintezza, wie ich mich selbst bezeichne ist, ist es wichtig für (jüngere) Geschwister zu sehen, dass es möglich und gut ist mit der eigenen Identität nach aussen zu gehen.

“Embrace who you are” würde man im Englischen wohl sagen.

Nach außen gehen mit dem, was die eigene Identität ausmacht.

Dazu gehört für mich auch auf jeden Fall Sprache. Deshalb habe ich mich ganz klar entschieden auf Englisch, Deutsch und Romanes zu singen. Mit diesen Sprachen bin ich vertraut und möchte sie mit meinem Publikum teilen. 

Wäre dies ein Interview würde mein Gegenüber mich wahrscheinlich an diesem Punkt nach meinen Zielen fragen.

Tayo performing with her father, Hope Awosusi, and band.

Diese wären 

  1. Ein Album auf Englisch, Deutsch und Romanes aufnehmen und 
  2. den rassistischen Begriff für Sinti und Roma abschaffen und illegalisieren.

Doch erstmal freue ich mich auf 

3. Das erste RomnjaJazz Konzert am 31. Juli in der Ulme 35 in Berlin.

Seid dabei! Be there! Aven!

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