Titelbild: Tayo Awosusi-Onutor von Femi Awosusi
Instagram: ringo_land

Tupac, Elvis Presley, die Spice Girls und Boyz 2 Men, sie alle wussten es: Mama ist die Beste und haben ihr deshalb ein Lied gewidmet.

Doch was, wenn Mama selbst auf der Bühne steht? In der Theorie klingt es sehr praktisch. Ein Beruf in der Selbstständigkeit ist doch eigentlich optimal für Mütter. Gerade als Musikerin. Tagsüber ist Frau für die lieben Kleinen da und am Abend, während die Kids schlafen, wird die Bühne gerockt.

Ihr ahnt es vermutlich schon, in der Praxis sieht es etwas anders aus. Gerade von Jobs in der Selbstständigkeit wird generell eine sehr hohe Qualität, Flexibilität und Professionalität erwartet. Ist dies nicht der Fall, ist das schlecht fürs Geschäft und Frau ist schneller ausgetauscht als Mann (in einer beliebigen Schublade) etwas finden kann.

Mütter in Angestelltenverhältnissen müssen sich auch vielen Herausforderungen und Ungleichheiten stellen. Sie haben aber, einige gesetzliche Regelungen, wie z.B. Kindkranktage, auf ihrer Seite. Für Künstlerinnen auf der Bühne gibt es keine Kindkranktage. Entweder Frau steht auf der Bühne, während das Kind krank ist, oder du verlierst den Job! Das schlechteste, was mensch als Musiker*in vermutlich machen kann ist ein Konzert abzusagen. Danach wird mensch sicherlich nicht nochmal gebucht.

Ähnlich ist es mit der Organisation. Während Frau arbeitet, muss natürlich auch die Kinderbetreuung geregelt sein. Ob es nun Großeltern, Tanten, Onkel oder eine Kinderbetreuerin ist. Wenn die Babysitterin plötzlich wegfällt, kann alles wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Kleine Kinder zum Gig mitzubringen ist selten gerne gesehen und wirft gerade auf Mütter ein schlechtes Licht. Es gilt sozusagen als unprofessionelles Verhalten, das sich bestimmt auf die Qualität der Performance auswirken muss. Von weiblichen Künstlerinnen wird erwartet, dass sie hervorragend aussehen und sich voll und ganz auf ihren Job konzentrieren.

Bringt ein männlicher Kollege sein Kind zum Gig mit, sind alle ganz entzückt und freuen sich schon beim Soundcheck über den leidenschaftlichen Vater. Mehrere Köpfe legen sich synchron auf die wahlweise rechte oder linke Schulter und zwischen dem Stimmen der Instrumente erklingt romantisches Seufzen. So süss, dass er sein Kind mitbringt!

Mit dem Einzug des Gender Gap (_) oder Gender Sternchen (*) ist das Gender Pay Gap leider noch nicht abgezogen. Frauen verdienen nach wie vor bei gleicher Arbeit weniger und zwar 21 % weniger! 1

Im Bereich Kunst verdienen Frauen sogar 32 % weniger! 2

Diese ungleiche Bezahlung existiert, obwohl gerade Mütter sogar noch zusätzliche Fähigkeiten wie Organisationstalent, Multitasking und Weitsicht mitbringen. Fähigkeiten, die in allen Branchen gerne gesehen und von großem Vorteil sind. Viele meiner weiblichen Kolleginnen überlegen sich sehr genau, wann und ob überhaupt Nachwuchs in ihre Karriere passt.

Für die männlichen Kollegen stellt sich die Frage nach der Familienplanung und deren Konsequenzen in der Regel nicht.

Den meisten Sängerinnen, gelingt es durch Kreativität und Organisationstalent Lösungen zu finden wie sie Arbeit und Familie vereinbaren können. Vom Stillen hinter der Bühne zwischen zwei Sets, bis zur hochschwangeren Sängerin im Tourbus bei einer Tournee durchs Land habe ich schon alles gesehen.

Bevor ich Mutter wurde, war mir nicht klar was genau die Fremdbestimmung durch einen kleinen Menschen bedeutet. Es war mir nicht klar, welche Freiheiten ersetzt werden durch bedingungslose Liebe eines kleinen Menschen. Trotz dieses Unwissens war ich immer tief beeindruckt von meinen Kolleginnen, die vor mir Mütter waren. Ich bewunderte ihre mütterliche Stärke und Kraft. Ich war beeindruckt, das sie Mütter waren und erfolgreiche Sängerinnen. Sie zeigten mir und allen anderen, dass es möglich ist.

Danke an alle die Kolleginnen, mit Kindern!
Ihr seid alle wunderbar!

Frauen erleben im Allgemeinen Diskriminierung am Arbeitsplatz. Unabhängig von der Branche. So ist es auch in der Musikbranche. Dies äußert sich in ungleicher Bezahlung, sexueller Belästigung und weiteren Formen der Benachteiligung und Diskrimierung.

Umso wichtiger ist es auch für uns Frauen anderen Frauen Respekt und Wertschätzung entgegenzubringen und uns gegenseitig zu stärken.

1 Der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Frauen lag 2017 um 21 % niedriger als der Verdienst der Männer. Die Unterschiede fielen in Westdeutschland (und Berlin) mit 22 % deutlich höher aus als im Osten (7 %). Quelle: Statistisches Bundesamt. Verdienststrukturerhebung 2014; fortgeschätzt mit Ergebnissen der vierteljährlichen Verdiensterhebung.

2 Der Gender Pay Gap war 2017 je nach Branche sehr unterschiedlich. Am größten war er bei der im Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung (32 %), gefolgt von der Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (31 %), den Banken und Versicherungen (28 %), dem Verarbeitenden Gewerbe sowie dem Bereich Information und Kommunikation (beide 25 %). Auch im Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz, wo traditionell Männer stärker vertreten sind als Frauen, waren die Verdienstunterschiede mit 24 % relativ hoch. Quelle: Statistisches Bundesamt.

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