„How can you be an artist and NOT reflect the times? That to me is the definition of an artist.“

Nina Simone

Es gibt einige Probleme mit der Technik an diesem frühen Samstag Abend. Der Ton auf der Bühne steht noch nicht ganz, obwohl ich schon angekündigt wurde. Nun ja, es ist nicht wirklich schlimm wie ich finde und anscheinend findet das auch das anwesende Publikum. Denn heute geht es um Musik, aber nicht nur. Ich nutze die Zeit und erzähle etwas über die Romnja* Aktivistinnen, die IniRromnja und weshalb es mir so wichtig ist genau heute auf dieser Bühne zu stehen. Die ehrenamtlichen Helfer*innen arbeiten mit Hochdruck an der Lösung des technischen Problems. Alle sind bemüht und geben ihr Bestes, obwohl heute niemand bezahlt wird. Allen Beteiligten ist es eine Herzensangelegenheit hier zu sein und mitzuhelfen. Auch ich bin heute sehr gerne hier und unterstütze diese Sache.

Nach einigen Minuten, ich habe schon über die IniRromnja und RomaniPhen gesprochen, nicken mir einige Menschen aus dem Publikum bestätigend zu. Sie wissen wovon ich spreche und empfinden es als wichtig. Da kriege ich ein Zeichen, der Sound steht und ich kann loslegen. Ich stehe heute auf der Bühne beim „Festival gegen Rassismus“ in Berlin.

Die Stimmung ist super und die die Leute gehen mit. Heute habe ich sogar noch eine besondere Unterstützung auf der Bühne. Meine Tochter Sade hilft gleich bei zwei Liedern mit. Nicht nur für uns beide, auch für das sympathische Publikum ist dies offensichtlich der Höhepunkt dieses Sets. Sade macht ihrem Namen heute alle Ehre. Denn Sade (aus dem Yoruba) bedeutet übersetzt: Sie krönt uns.

Ob das Festival gegen Rassismus in Berlin stattfindet, war trotz langer Planung im Voraus nicht ganz klar. Es gab wohl einige Herausforderungen von institutioneller Seite. Trotz des großen ehrenamtlichen Engagement. Das Festival gegen Rassismus wird seit mehreren Jahren vom Bündnis gegen Rassismus in Berlin veranstaltet.

„Das Festival (…) soll antirassistische Kämpfe, Bündnisse und Strategien sichtbar machen und eine emanzipatorische Gegenöffentlichkeit zu der Situation in Deutschland und darüber hinaus sein. Es werden die Perspektiven von Menschen, die von rassistischer Gewalt betroffen sind, in den Mittelpunkt gestellt.“

Das zweitägige Festivalprogramm bestand dieses Jahr aus einem künstlerischen und politischen Bühnenprogramm, Diskussionsrunden, Workshops, Lesungen, Ausstellungen, Theater, Filmvorführungen und einem Kinderprogramm.

Nach unserem Set präsentierte eine Tanzgruppe traditionelle Kreistänze auf höchstem Niveau. Später an diesem Abend werden noch Hip Hop Sounds und Poetry zu hören sein.

Doch so lange bleiben wir nicht. Mensch muss sich Prioritäten setzen im Leben und mein Sohn wünscht sich Pommes. Was bleibt ist nicht nur die Erinnerung an einen schönen Abend und einen der ersten Auftritte von Sade, sondern auch Widerstand, Solidarität und Community!

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