Vor kurzem hat einer meiner engsten Freunde und Musikerkollege erfahren, dass sein jüngerer Bruder in den USA von einem Polizisten getötet wurde. 

Ein junger Schwarzer Mann, der auf offener Straße von der Polizei getötet wird. Es ist unfassbar! Was die Familie und Angehörigen jetzt durchmachen müssen, können wir nur erahnen. Dank einer Kamera, die der Polizist an seiner Uniform trug kann nun die ganze Welt online das hochgeladene Video über diese unmenschliche Ungerechtigkeit ansehen und sich selbst ein Bild davon machen. 

Nicht nur in den USA auch in Deutschland und Europa erfahren Schwarze Menschen und People of Color rassistische Polizeigewalt. 

Ja, natürlich, es gibt verantwortungsvolle Polizist*innen, die sehr gute Arbeit leisten. Doch solange es parallel dazu rassistische Polizeigewalt gibt werden Schwarze Menschen und People of Color davon betroffen sein. Und dieses 1 Phänomen gibt es nicht nur in den fernen Amerikas. Leider gibt es dies auch in Deutschland. 

Oury Jalloh: Er verbrannte 2005 in einer Gefängniszelle in Dessau. Dort hat er sich angeblich auf einer Matratze selbst angezündet. Der Fall ist bis heute nicht geklärt. 

Amadeo Antonio Kiowa: 1990 ermordet von rechtsextremen Nazis. Amadeus Antonio, war eines der ersten Todesopfer rechter Gewalt seit der Wiedervereinigung. Er wurde zu Tode geprügelt, weil er schwarz war. 

Christy Schwundeck: 2011 erschossen von einer Polizistin im JobCenter Gallus, Frankfurt/Main. „Das Verfahren wurde eingestellt, die Beamtin soll aus Notwehr gehandelt haben. Der Ehemann und der Bruder der Getöteten wundern sich jedoch über widersprüchliche Aussagen von Zeugen.“ (Spiegel, 22.03.2012) 

Sehr eindringlich und ehrlich hat, Yeboah, ein junger Schwarzer Video Blogger, seine Erfahrung geteilt, die er kürzlich machen musste. Er wurde von der Polizei rassistisch und als Krimineller behandelt, weil er Schwarz ist.

Hier findest du das Video von Yeboah, in dem er seine Erfahrung eindrücklich schildert. 

Vielleicht fragst du dich was das mit mir als Künstlerin zu tun hat oder auch, was du dagegen tun kannst. 

Wir Künstler*innen beziehungsweise Musiker*innen können unsere Identität nicht von unserer Kunstform, unserer Arbeit, trennen. Alles Erlebte und Gelebte ist Teil von mir und meiner Musik und Performance. 

Als Schwarze Frau, Sintezza, Mutter erlebe ich unsere rassistische Gesellschaft in meinem Alltag. Also singe ich auch auf der Bühne als Schwarze Frau, Sintezza, Mutter und eben nicht als weiße Person. Unsere Erfahrungen schwingen immer in unserer Kunst mit. Sie sind Teil von uns und unserer Performance. Ganz gleich ob es nun um einen politischen Song oder ein Liebeslied geht. 

Zurück zum Alltag. Was können Menschen tun, wenn sie in eine Polizeikontrolle geraten? Was ist ein Mensch verpflichtet zu tun und was nicht? 

Über die Kampagne Ban Racial Profiling sind einige sehr gute Videos mit Verhaltenstipps bei Polizeikontrollen entstanden. 

Hier das Video auf Romanes: 

Und auf Englisch:

Doch was kannst du tun, wenn du nicht von Rassismus betroffen bist? 

In der obergenannten Situation ist es immer empfehlenswert nicht wegzusehen. An dem Ort zu bleiben und Präsenz zeigen. 

Hier einige Tipps wie du als Verbündete* (sog. Ally) agieren kannst.  (Quelle: mashable.com) 

1. Sei bereit zuzuhören und zu lernen. Um ein effektiver Verbündete*r zu sein, ist es notwendig, die Erfahrungen derer zu verstehen, die du unterstützen möchtest. Der beste Weg, dieses Verständnis zu erreichen, besteht darin, ein gute*r Zuhörer*in zu sein. 

2. Hilf, Räume zu öffnen, ohne sie zu übernehmen. Als Verbündete*r von People of Colour ist es wichtig, dass Du dein eigenes Privileg nutzt, um dich für die Gleichstellung einzusetzen. Es ist sehr gut als weiße Person, 

Proteste zu organisieren und sichere Räume für Schwarze Menschen zu schaffen, aber nicht, wenn dabei weiße Stimmen über die der Communties of Colour setzt. 

3. Recherchiere. „Denn ungeachtet dessen, was die Weißen denken, ist es nicht die Aufgabe der Schwarzen, sie über Rassismus zu unterrichten und zu erklären, warum dies falsch ist.”— Molly (@mollyrosestl), 2. Mai 2015 Du kannst kein effektiver Verbündete*r sein, wenn Du die Probleme nicht kennst. Der Aufbau des institutionellen Rassismus muss zuerst verstanden werden bevor wir ihn dekonstruieren können. 

4. Widerstehe dem Komplex “Weißer Retter/White saviour„. Der „white-saviour-komplex“ manifestiert sich auf vielfältige Weise und Verbündete sind in der Regel ein Teil davon. Als Verbündete*r besteht deine Rolle nicht darin, Communities of Colour zu “reparieren”. Es ist nicht deine Aufgabe, für andere zu agieren und Maßnahmen zu ergreifen, ohne zu wissen, was die Community braucht. Es mag leicht sein, dem Wunsch nachzugeben, Dinge zu tun, die anderen gut erscheinen, weil man sich dadurch gut fühlt, aber es ist wichtig, diesem Drang zu widerstehen und erneut zu prüfen, wie man hilft. 

5. Beginne in deinem eigenen Kreis. Weiße Verbündete haben normalerweise den Vorteil, mit mehr weißen Menschen in ihren eigenen Kreisen kommunizieren zu können. Sie haben die Möglichkeit, nicht- weißen Menschen zu helfen, indem Sie Gleichheit und Gerechtigkeit in ihrem eigenen Umfeld fördern. 

Der ganze Artikel findet sich hier.

Sei die Veränderung, die du in der Welt sehen willst! 

Links: 

Initiative Oury Jalloh

Initiative Christy Schwundeck

Amadeo Antonio Kiowa

Bericht im Spiegel über Christy Schwundeck

KOP Ban racial profiling

Definition des Begriffes People of Color / PoC 1

Der Begriff People of Color (im Singular Person of Color) ist eine Selbstbezeichnung von Menschen, die Rassismus erfahren. In dieser Bedeutung wird der Begriff seit der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den 1960ern verwendet. Als Wiederaneignung und positive Umdeutung der abwertenden Zuschreibung “colored” beschreibt People of Color ein solidarisches Bündnis von unterschiedlichen Communities, die strukturelle Ausschlusserfahrungen aufgrund von Rassismus machen. Mit Bezug auf diese solidarische Idee verwenden in den letzten Jahrzehnten verstärkt auch marginalisierte Communities in Deutschland und anderen Ländern des Globalen Nordens die Selbstbezeichnung People of Color, um auf eine gemeinsame Rassismuserfahrung zu verweisen. Mit dem Begriff grenzen sie sich bewusst von Bezeichnungen wie Migrant*in bzw. Migrationshintergrund ab, die den sprachlichen Fokus auf die Migrationserfahrung legen und nicht den erlebten Rassismus thematisieren. Da nicht alle Menschen mit Migrationshintergrund Rassismus erfahren (zum Beispiel weiße Migrant*innen aus bestimmten EU-Ländern) und viele Menschen Rassismuserfahrungen machen, die statistisch keinen Migrationshintergrund haben (statistisch besteht Migrationshintergrund nur für Eingewanderte und ihre Nachfahren der ersten und zweiten Generation), ist der Begriff in Bezug auf das Thema Diskriminierung wenig aussagekräftig. Der Begriff PoC wird auch in Wechselwirkung mit dem Begriff weiß verwendet. 

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