„Guten Tag!” „Guten Tag!” „Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Kreuthäuser-Schnallenberg.“ „Kreutfäuser-Ballenberg?” “Nein, Kreuthäuser-Schnallenberg.“ „Ah, Kreuthäuser-Schnallenberg!“ „Angenehm!“ 

Im Grunde genommen ist es ja ganz einfach sich vorzustellen und sich einen Namen zu merken oder erstmal zu wiederholen. 

Für einige Menschen wird das jedoch zu einer Herausforderung par excellence die gleichzeitig eine große Bandbreite von falschen Variationen eines Namens beinhaltet. So wird zb aus meinem Namen, der doch eigentlich nur vier Buchstaben und zwei Silben enthält: Toya, La Toya, Tajo, Toyota, Toja, Thai und so weiter. Eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Aber nun mal ehrlich! Eine Vorstellung mit Namen gehört doch eigentlich zur Etiquette. 

Für die Bezeichnung von Roma und Sinti, beziehungsweise Rom*nja und Sinti*zzi (hier gegendert , um alle einzuschließen), kursieren auch sehr viele Variationen.
Der Begriff „Gendern“ wird oft umgangssprachlich verwendet, wenn eigentlich von 1geschlechtergerechter Sprache die Rede ist. Also wenn wir uns um Sprache bemühen, in der von mehr als nur Männern explizit gesprochen wird. Quelle: https://genderdings.de/gender/gendern/ 

Dies hängt auch damit zusammen, dass gesamtgesellschaftlich Wissen über Rom*nja und Sinti*zzi fehlt. Das allgemein vorhandene Wissen ist überwiegend rassistisch und gibt Vorurteile und Stereotype wieder. 

Wenn wir bedenken, dass Rom*nja und Sinti*zzi schon seit über 600 Jahren in Europa beziehungsweise Deutschland leben und in den Schule und weiteren Bildungsinstitutionen aber dieser Teil der deutschen Geschichte komplett ausgeklammert wird, wird klar wie das fehlende Wissen zustande kommt. 

Es entsteht durch das nicht erwähnen und durch das Auslassen von Geschichte eine Unsichtbarmachung, Diese Unsichtbarmachung bietet den perfekten Nährboden für viel Unkraut und Gestrüpp, namens Rassismus, Vorurteile und Stereotype. 

Dies hat dazu geführt, dass viele Menschen noch nicht einmal den richtigen Begriff, also Roma und Sinti, kennen. Viele Menschen kennen tatsächlich nur den rassistischen Begriff für Roma oder denken, dass der rassistische Begriff der allgemein gültige sei. 

Der rassistische Begriff hat eine jahrhundertelange Geschichte der Verfolgung und Unterdrückung, die zu dem Genozid während des zweiten Weltkriegs führte. 

Der rassistische Begriff ist eine Fremdbezeichnung, also keine Selbstbezeichnung. Das bedeutet, dass der rassistische Begriff von außen erfunden wurde, um eine Gruppe von Menschen abwertend zu bezeichnen und zu diskriminieren. Analog zum N-Wort ist auch der rassistische Begriff für Rom*nja und Sinti*zzi eine Beleidigung, Schimpfwort und Mittel zur Unterdrückung. 

Während des Nationalsozialismus wurde im Konzentrationslager Ausschwitz- Birkenau den Menschen ein Z und die jeweilige Häftlingsnummer in den Arm tätowiert. Über diese Kennzeichnung, Z und Nummer, wurden die zu Häftlingen gemachten Menschen aufgerufen. Da die Arme der inhaftierten Säuglinge zu klein waren, wurden ihnen die Tätowierung in den Oberschenkel gestochen. 

Wie kann es also sein, dass dieser gewaltvolle Begriff weiterhin existiert und verbreitet ist? 

Abgesehen von der genannten Unsichtbarmachung und fehlenden Geschichtsschreibung trägt auch das Schreiben von Autor*innen aus diversen Sparten sehr fleißig dazu bei, dass der rassistische Begriff weiterhin am Leben erhalten wird und fast schon eine Legitimation erhält. Es gibt eine große Anzahl von Artikeln, Büchern, Vorträgen, größtenteils verfasst von Autor*innen außerhalb der Community, also Nicht-Rom*nja, die den rassistischen Begriff verwenden und kultivieren. 

Doch was hat es denn nun auf sich mit dem altem Rom, Rumänien und den Romas? 

Und wie ist die richtige Bezeichnung? 

Bevor die Auflösung kommt, lege ich euch einen wunderbaren Kurzfilm ans Herz. Hier wird in relativ kurzer Zeit ein sehr guter Überblick über die (Verfolgungs-)Geschichte der Rom*nja gegeben. Der Film wurde von einer jungen Romni und ihrer Mitschülerin erstellt. Mittlerweile wird dieser Film in Schulen und auf Fachkonferenzen benutzt. Schaut ihn euch an! 

(Verfolgungs-)Geschichte der Rom*nja:

https://youtu.be/qJzWQP7WeuE

Hier nun die Deklination der Eigenbezeichnung: 

Singular / Plural / Gegenderte Schreibweise 

Rom (m) / Roma (m) / Rom* Roma*

Romni (f) / Romnja (f) / Romni* – Romnja*

Sinto (m) / Sinti (m) / Sinto* – Sinti*

Sintezza, Sinteza (f) / Sintezzi, Sintizi/Sintizze (f) / Sintezza* – Sintizzi*

Pluralbezeichnung: Roma und Sinti / Rom*nja und Sinti*zzi

Übrigens das englische Wort „G…y“ ist die Übersetzung des rassistischen Begriffs. Also auch hier handelt es sich um ein Schimpfwort und Fremdbezeichnung. Bei dem englischen Begriff kommt noch hinzu, dass er im Laufe der Zeit einen eleganten Touch bekommen hat. Durch Musik- und Modeindustrie wurde der Begriff „G…y“ richtig chic und hilft gezielt als Marketingstrategie. Sei es nun ein floraler Rock oder ein flotter Radiosong. Es funktioniert immer wieder. Doch es bleibt eine Fremdbezeichung, es bleibt ein diskriminierender Begriff mit jahrhundertelanger Geschichte.

Vielleicht fragt ihr euch gerade wieso sich manche Rom*nja oder Sinti*zzi selbst als „G…y“ bezeichnen. Dafür möchte ich an dieser Stelle Noah Sow zitieren: 2 „Warum nennen sich manche Schwarze selbst oder gegenseitig N-Wort? Das heisst nicht, dass das Wort generell verwendet werden darf und es “nicht so schlimm” ist, sondern im Gegenteil: Dass das N-Wort sich in den Schwarzen Sprachgebrauch mancher Gegenden und einzelner Leute eingebürgert hat, ist ursprünglich ein Erste-Hilfe-Trick: wenn man die schlimmstmögliche Beleidigung ständig selbst verwendet (und sogar in eine Art Respektsbegriff umbaut, wie es unter einigen Amerikanern der Fall ist… aber bitte bloss nicht eigenmächtig selbst ausprobieren!! ‘*/&%$), verliert das “böse Wort” seine Macht und die Beleidigung an Wirkung, so der Ansatz. Diese Technik heißt “Geusenwort“.”

Wenn du bis zum Ende gelesen hast, freue ich mich sehr. Noch mehr, wenn du hilft dieses wissen zu teilen! Danke fürs Weiterleiten! 2https://www.derbraunemob.de/faq/ Der braune Mob e.V.

Leave a comment